Freitag 28.01.2011
|
Nürnberg - Frankfurt
|
+0 Stunden |
|
-
Die Zeit verging wie im Flug – und dann war er da der 28. Januar 2011. Meine Flugroute ging von Nürnberg über Frankfurt nach Shanghai. Der Flug von Nürnberg nach Frankfurt war nach 30 Minuten zu ende. In Frankfurt angekommen brauchte ich mich Gott sei Dank nicht um mein Gepäck kümmern, da es gleich nach Shanghai „durchgecheckt“ wurde.
-
Darüber war ich jetzt auch sehr froh, da der Weg vom Ankunft-Terminal A zum Abflug-Terminal C fast eine kleine Weltreise war. Von A1 nach A54, dort mit dem Aufzug nach ganz oben, dann mit der Bahn weiter nach Terminal C, dort runter mit der Rolltreppe und links / rechts /links /rechts…. bis zu Gate C4 in der letzten Ecke.
-
Nun saß ich dann also um 16:30 in Frankfurt am Gate C4 und wartete darauf, dass die Handgepäck Kontrolle öffnete - was sie dann auch schon um 18:15 machte, da der Abflug ja erst um 20:00 Uhr sein sollte.
-
Obwohl ich immer über die sogenannten Auswanderer lachte, weil keiner von denen auch nur einen Brocken der Landessprache sprach, fand ich mich jetzt und hier in exakt der gleichen Lage. Das Einzige was mich allerdings unterschied war, dass ich nicht auswandern wollte sondern dienstlich dorthin unterwegs war.
-
Ich beobachtete die anderen Fluggäste links und rechts von mir und musste feststellen, dass sie mir fast wie „außerirdische“ vorkamen. Die Schriftzeichen in Ihren Zeitungen, die Sprache, das typisch asiatische Gesicht mit den Schlitzaugen und der eckigen Brille. Alles so vertraut und dennoch fremd. Immer mehr machte ich mir Gedanken darüber, wie ich mich in Shanghai wohl zurechtfinden würde, wenn ich alleine ohne deutsch und englisch sprechende Kollegen wäre.
-
Auf Google Maps, iPhone und Co war kein 100%iger Verlass, da China zu dieser Zeit mal wieder Internetblockaden eingerichtet hatte um den bösen Amerikanern Ihre Macht zu demonstrieren. Nun gut – einfach mal sehen, was mir die Kollegen in Shanghai für Tipps geben.
-
Jetzt öffnete erst mal die Gepäckkontrolle und ich darf wieder alle 3 Laptops rauspacken, und diesmal wurde sogar mein Fotoapparat auf Drogen und Sprengstoff Spuren untersucht. – Tja was soll’s – einfach mit Humor nehmen, Zeit genug hatte ich ja.
-
Endlich fertig mit der Gepäckkontrolle machte ich es mir in der nächsten Halle wieder bequem, da der Flieger ja erst um 20:00 Uhr abflog. Pünktlich um 19:30 zur „Boarding Time“ erlebte ich dann etwas, was ich bisher nur auch den Comic Cartoons kannte. Eine Frau schaltete am Counter den PC ein und innerhalb von 5 Sekunden standen alle Chinesen in einer (mehr oder weniger geordneten) Schlange. Die einzigen die noch auf ihren Plätzen saßen waren die „Nicht-Chinesen“. Dann kam eine Durchsage auf chinesisch, und so schnell konnte man gar nicht schauen, waren alle Chinesen – so schnell wie sie sich angestellt hatten auch wieder auf ihren Plätzen. Als sie alle wieder saßen, kam dann auch schon die Durchsage in Deutsch, dass sich der Abflug um ca. 30 Minuten verschiebt, da der Flieger mit Verspätung in Frankfurt ankommt. Es war ein gigantisches Schauspiel, welches sich – allerdings diesmal ohne Durchsagen – noch zweimal wiederholte, nur weil eine andere Frau bzw. der Lademeister sich am selben Computer zu schaffen machten.
-
Das Boarding ging dann – als es dann nach 30 Minuten doch endlich so weit war – sehr reibungslos vonstatten und ich hatte das wahnsinnige Glück, 2 Sitzplätze für mich alleine zu haben. Das machte mir bei diesem 12 Stunden Flug doch das ausstrecken der Beine beim Schlafen sehr viel leichter.
|
|
|
Samstag 29.01.2011
|
Frankfurt - Shanghai
|
+7 Stunden |
|
-
Der Flug war nicht besonders aufregend, es gab „Western Style“ und „Chinese Style“ Abendessen, wobei der Unterschied einfach darin bestand, dass im Chinese Style Gemüse und Reis war, wohingegen im Western Style zusätzlich noch ein paar Brocken Fleisch zu finden waren. Zum Frühstück (oder besser Gesagt – zum Mittagessen – wegen der 7 Stunden Zeit Verschiebung) gab es genau das Gleiche „Menü“ noch einmal.
-
In Shanghai angekommen war es nach unserer Zeitrechnung 8:30 Uhr und nach Ortszeit schon 15:30 Uhr. Die Gepäckausgabe ging sehr schnell, es kam auch alles an (obwohl meine Kollegen meinten, dass das hier nicht so oft der Fall sei, dass man alles wieder bekommt) und schon ging es weiter zum Zoll und Passkontrolle. Die nette Chinesin sah ein wenig verdutzt auf mein Foto im Reisepass, was immerhin schon 7 Jahre alt war, und sah immer wieder mich an. Nun ja, zugegeben… vor 7 Jahren hatte ich noch einen Schnauzbart und hatte auch noch blond gefärbte Haare… Ich erklärte Ihr ebenfalls mit einem Lächeln, dass das Bild ein wenig älter ist und ich deswegen etwas anders aussah. Sie lächelte mit dem typischen Lächeln eines Chinesen zurück, der nicht zugeben kann, dass er das nicht versteht, und bat mich einfach nur in die neben mir angebrachte Kamera zu schauen. Hier wurde dann einfach ein aktuelles Bild von mir gemacht, welches jetzt auf irgendeinem Server und in irgendeiner Datenbank im Chinesischen weiten Netz liegt. (Später sollte ich auch noch herausfinden, dass das Fotografieren und Archivieren von Fotos überall in China wo man geht oder fährt an der Tagesordnung steht.)
-
Meine Kollegen holten mich wie versprochen am Flughafen ab, und schon ging es los mit der „Großstadthektik“. Rein in den Verkehr, bei dem es nahezu keine Verkehrsregeln gibt. Jeder fährt wie es ihm gefällt, kommt einer dem anderen zu nahe, wird einfach gehupt und schon passen alle wieder auf und jeder fährt weiter. Hierbei ist es auch völlig egal, ob ein Motorradroller einen Omnibus oder ein PKW-fahrer ein Polizeifahrzeug an hupt. Hauptsache man macht sich bemerkbar.
-
Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen fuhren wir auch gleich noch in einen Supermarkt, der in Deutschland so was wie MarktKauf oder REAL ist. Hier war ich dann zugegebenermaßen völlig überfordert. Noch nicht mal richtig angekommen, leichte Kopfschmerzen vom Flug, dieses Gedränge der Menschen in diesem „Hypermarket“ Supermarkt und zu allerletzt dann auch noch die Auswahl an Lebensmitteln, die ich - bis auf ein paar sehr wenige Ausnahmen – noch niemals gesehen hatte. Mein Chef forderte mich immer wieder auf, „Pack in den Wagen rein wenn Dir was zusagt“ aber ich war völlig überfordert, unter all diesen Dinge die es dort gab, die Lebensmittel zu finden, auf die ich Lust hatte…
-
Ich ließ einfach die Anderen einkaufen und versuchte einfach herauszufinden, was die einzelnen Dinge alles sein sollten. Meine Kollegen hatten sichtlich ihren Spaß daran. Wahrscheinlich nur deswegen, weil ich im Vorfeld immer gesagt hatte, dass wenn ich nach Shanghai komme, dass ich dann auch all diese exotischen Dinge wie Heuschrecken und evtl. Kugelfisch usw. auf alle Fälle probieren wollte.
-
Dafür gab es dann aber als Entschädigung am Abend ein sehr leckeres Essen vom „Heißen Stein“. Ganz klassisch, man sitzt in kleiner Zahl (ca. 5-10 Leute) in einem kleinen Abteil, bestellt was man gerne alles essen möchte, und ein Koch, bzw. in unserem Fall eine Köchin bereitet es dann direkt auf der heißen Platte vor den Augen der Gäste frisch zu. Auf der Fahrt dorthin und zurück bekam ich schon mal die ersten Eindrücke wie bunt und beleuchtet diese Stadt doch nachts ist. Die Gebäude und auch teilweise die Brücken leuchten in allen möglichen Farben. Einige wechseln die Farben andere blinken und blitzen wie kitschige Christbäume. Aber dennoch geben genau diese Beleuchtung und auch die überdimensionalen Leuchtwerbetafeln, auf denen auch teilweise live Fernsehen gezeigt wird, der Stadt ihr typisches Aussehen und ihren ganz eigenen Flair.
|
|
|
Sonntag 30.01.2011 |
Shanghai |
|
-
Da der Abend für mich sehr lang war, und ich die 7 Stunden Zeitverschiebung noch nicht ganz überwunden hatte, wurde ich auch erst so gegen 12 Uhr mittags wach. Da heute Sonntag war, der halbe Tag auch schon rum war, beschlossen mein Kollege und ich, dass wir heute noch keine Lust zum Arbeiten hatten, und da auch das Wetter ausnahmsweise mal für blauen Himmel sorgte, machten wir einen kleinen Rund Trip zu ein paar Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren mit der Metro zum „Bund“ dem großen Fluss, der durch Shanghai fließt. Dort gab es für mich die ersten richtig großen Wolkenkratzer zu sehen, wie zum Beispiel der „Financial Tower“ ein Gebäude, welches wie ein riesiger Flaschenöffner aussieht, ein Turm, der dem Funkturm in Berlin sehr ähnelt, mit der Ausnahme, dass der in Shanghai auch noch unten eine große Kugel hat, sowie etliche Hotels und Banken.
-
Einzig der große Menschentrubel war nicht zu sehen. Dies lag aber nicht daran, dass es eisige Temperaturen hatte, sondern daran, dass in 2 Tagen hier in China Neujahr gefeiert wird. Aus diesem Anlass sind die Städte relativ leer, da alle Arbeiter nach Hause zu ihren Familien fahren, die alle weit außerhalb der Städte auf dem Land leben, weil die Mieten in der Stadt für diese Leute unbezahlbar sind.
-
Anschließend fuhren wir mit dem Taxi in das YUYUAN Viertel. Wäre ich nicht in China, so würde ich sagen wir fuhren nach „China Town“. Die Häuser und auch der Trubel der hier herrscht, erinnerten mich sehr stark an das China Town, dass ich auf meiner Weltreise in San Franzisco gesehen hatte. Die Häuser hier haben alle aus dunklem Holz geschnitzte Dächer mit kleinen Figuren und Verzierungen, überall hängen Lampions zwischen den Straßen, es gibt viele kleine Läden, eifrige Straßenverkäufer und überall ist alles kitschig dekoriert für das bevorstehende Neujahrsfest. Den zentralen Punkt dieses YUYUAN Viertels aber bilden eine 7-Ecken-Brücke und der sagenhafte „YUYUAN-Garden“.
-
Um im alten Jahr alle bösen Geister die einen verfolgen los zu werden, muss man nach chinesischem Glauben über diese 7-Ecken-Brücke gehen, da Geister nur auf geraden Wegen und nicht um Ecken wandeln können. Um auch unsere bösen Geister abzuhängen und um in den sagenhaften YUYAN-Garden zu kommen müssen auch wir über diese Brücke gehen. Mal sehen ob ich dann im kommenden Jahr die bösen Geister auch los bin…
-
Der „YUYUAN Garden“ ist ein mit viel Liebe zum Detail und viel Aufwand erhaltener Garten, in dem alle klassischen Teile eines chinesischen Gartens vereint sind. Angefangen von einzelnen kleineren Tempeln und Pagoden die den alten Familien früher als „Haustempel“ gedient hatten, über sehr aufwändig mit Bilder gepflasterten und verschlungenen Wegen mit Bücken, sehr schön angelegten Teichanlagen mit den berühmten Koi’s bis hin zu ebenso wertvollen Bonsaizüchtungen. Die Wege sind so angelegt, dass man so ca. eine Stunde in dem Garten verbringen kann, um jeden Winkel einmal gesehen zu haben. Der Garten selber strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Würde man nicht über die von 3 großen geschnitzten Drachen bewachte Mauer die Wolkenkratzer von Shanghai sehen, könnte man glauben weit entfernt von jeglicher Zivilisation zu sein. Selbst der Großstadtlärm den auch Shanghai besitzt scheint nicht in diesen YUYUAN Garden eindringen zu können.
-
Nach der Idylle des „YUYUAN Garden“ gingen wir ein paar kleine Straßen weiter und standen plötzlich in einer völlig anderen Welt. Hier gab es weder Idylle noch Ruhe oder gar Sauberkeit. Hier herrschte Armut, Lärm und Dreck. Hier zeigte sich wiedermal wie in diesem Land die Extreme aufeinander prallen, bzw. Hand in Hand einhergehen. Wir gingen durch die Straßen, und ließen einfach das Bild auf uns wirken. Alle paar Meter roch es anders, leckeres gebratenes und stinkenden Zeug zugleich. Hier wurde eifrig in kleinen Hauseingängen gekocht, Waren verkauft, und auch gelebt. Über uns hing vor jedem Fenster „frisch“ gewaschene Wäsche. Hinter uns drängte sich eifrig hupend ein Motorroller vorbei, links und rechts wurden eifrig Geschäfte gemacht – und wir als einzige „Westler“ mitten drin. Nach diesem kleinen Ausflug in diese Armut Gegend war die Erholung aus dem YUYUAN Garden gleich wieder verflogen. Als wir wieder auf der Hauptstraße waren nahmen wir uns wieder ein Taxi und fuhren zum „Fake Market“ am Science and Technologie Museum.
-
Einkaufen im „Fake Market“ am Science and Technologie Museum ist auf alle Fälle ein Muss. Im Untergeschoß der Metro Station befindet sich eine kleine Einkaufswelt die es in sich hat. Hier geht es zu wie man es von typischen Basars her kennt. Aus jedem noch so kleinen Laden wird man angesprochen, jeder möchte einem was andrehen. Völlig ungeachtet dessen das wir Männer sind, werden uns auch immer wieder Handtaschen angepriesen. Auch wenn es hier zugeht wie auf einem Basar, so befindet man sich doch in einem kleinen Einkaufszentrum das aus vielen kleinen Läden besteht. Hier kann man sehr viele Marken Produkte finden, wie Puma, Nike, BMW, Apple… haufenweise Kleidung, Spielzeug, Handy,…– aber definitiv alles gefälschte Waren. Daher auch der Name „Fake Market“. Die Verkäufer sind sich dessen durchaus bewusst und ziehen daraus Ihren Vorteil, denn sie preisen ihre Ware dem Käufer genau mit dieser Option an. Wie teuer doch das Original sei, und wie qualitativ hoch wertig doch diese Fälschung sei. Dennoch muss man auch diesen Preis hier noch gewaltig herunterhandeln… Und wenn man bei dem einen oder anderen Laden sich ganz vorsichtig mal über DVD, Video oder Filme äußert, dann kann es schon mal vorkommen, dass plötzlich mal ein ganzes Regal voller Plüschfiguren ausgeräumt wird und dann mittels eines kleinen Saugknopfes die Rückwand hochgeklappt wird. Dann kommt die „Gute“ Ware zum Vorschein. Dann tauchen z.B. die gesammelten „Raubkopier Werke“ von Filmen und Serien auf DVD auf, die in Qualität dem Original in nichts nachstehen… Tja – ist halt wie auf einem echten Basar…
-
Am Abend gingen wir zum „Hot-Pot“ Essen. Ein Hot-Pot ist vergleichbar mit einem riesen großen Suppenfondue. Im Tisch ist eine kleine Induktionsherdplatte eingelassen, auf dem dann eine große Metallschüssel kommt. Das Schöne daran ist, es gibt hier Schüsseln die in der Mitte geteilt sind, so dass man eine normale und eine scharfe Suppe zur Verfügung hat. Die Suppe gehört zur Grundausstattung, bei diesem Essen bestellt man die Zutaten. Wir bestellten einfach mal quer Beet. Pilze, Fleisch, Nudeln, Bambus, Seetang,… Jetzt gibt man einfach je nach Lust und Laune einen großen Packen der Zutaten entweder in die scharfe oder normale Suppe, lässt das Ganze ein wenig garen und fischt hinterher mit Stäbchen das was man möchte aus der entsprechenden Suppe wieder heraus. Gut dass ich mit Stäbchen keine Problem habe – denn „Westliches Besteck“ sucht man hier vergebens. Obwohl ich die Suppe am Anfang nicht so scharf fand, wurde sie dennoch im Laufe des Abends zunehmend schärfer. Also wer nicht wirklich scharf essen möchte sollte lieber bei der „normalen“ Suppe bleiben.
|
|
|
Montag 31.01.2011 |
Shanghai |
|
-
Heute hatte ich meinen 1. Arbeitstag in Shanghai. Da wir noch einige Computerteile brauchten, und ich – der alte Schussel – mein Ladeadapter für mein Laptop zuhause in Deutschland vergessen hatte, fuhren wir zu einer „Shopping Mal“ für Elektronik und Computer. Mein Chef hatte mich zwar vorgewarnt, dass es nicht mit Deutschland zu vergleichen sei, aber was ich dann sah, war einfach unglaublich.
-
Das Gebäude sah von außen völlig unscheinbar aus. Innen glaubt man zunächst man befindet sich in einem etwas älteren 6 Stöckigen Kaufhaus wie Kaufhof oder Karstadt mit Rolltreppen nach oben und nach unten. Aber dann auf den 2. Blick fällt einem auf, dass hier eine Verkaufstheke an der anderen steht, alle mehr oder weniger sauber aufgeräumt wie man es bei uns sonst nur von Flohmärkten her kennt.
-
Ein Paradies für alle Bastler und Computerfreaks. Hier bekommt man wirklich fast alles was das Herz begehrt. Ich bekomme auch mein Ladeadapter – sogar ein original DELL – und für nur 1/10tel des Preises was der Adapter in Deutschland kostet. Ich bin so begeistert, dass ich auch noch nach einer Tastatur für meinen Laptop frage, da bei meiner ein Buchstabe rausgebrochen war. Die kleine Verkäuferin verschwand plötzlich und fegte wie ein Wirbelwind durch die Etagen und anderen Stände und stand plötzlich nach ca. 10 Minuten mit der von mir gewünschten Tastatur wieder neben mir. Ebenfalls zu einen super Schnäppchen Preis. Es ist zwar eine englische Tastatur mit ein paar chinesischen Schriftzeichen darauf, aber ich beschließe sie dennoch zu nehmen – alleine schon als „Souvenir von China“.
-
Sieht man sich die Teile allerdings dann mal in aller Ruhe an, stellt man fest, dass es sich bei diesen vermeintlich als „Neu“ verkauften Teilen doch um gebrauchte oder um reparierte Ware handelt die so hergerichtet wurde, dass sie wieder wie neu aussieht. Na ja – irgendwie muss ja der Preis auch zur Ware passen. Für mich war die Hauptsache, dass die Teile funktionieren – so wie auch die fehlenden Teile, die wir noch für die Firma benötigten.
-
Aber vollends verschlug es mir die Sprache, als wir sagten wir bräuchten noch ein paar Windows XP CD‘s. Die kleine Verkäuferin wechselte ein paar Worte mit meinem Kollegen und wie auch schon vorher verschwand sie in der weiten Welt dieses Kaufhauses und kam nach einigen Minuten wieder mit ein paar CD Hüllen in der Hand. Ich sah mir diese Hüllen an, und stelle fest, dass es sich hierbei doch tatsächlich um chinesische Kopien des Betriebssystems handelte, die von irgendwo her einmal raubkopiert wurden und hier für ein Paar RMB’s gehandelt wurden. Auf der Rückseite waren diese „Kopien“ sogar noch mit einer aus einem Lizenzschlüssel Generator (einem sog. Keygen) ermittelten Lizenznummer versehen. Pro CD gab es 2 Lizenznummern. Und als Zugabe bekamen wir noch eine XP-GHOST Version. Also eine die keine Lizenznummer benötigt, und sich selbst installiert.
-
„Oh Bill Gates im Microsoft Himmel, was geht hier ab…“
-
Ich fragte hier erst gar nicht weiter bei meinem Kollegen nach. Hauptsache ich hatte alles was ich hier für meine Arbeit brauchte…
|
|
|
Dienstag 01.02.2011 |
Shanghai |
|
|
|
|
Mittwoch 02.02.2011 |
Shanghai |
|
-
Heute ist in China „Neujahr“. Heute Nacht endet das Jahr des Tigers und es beginnt das Jahr des Hasen. Die Umgebung und die Stadt sind wie ausgestorben. Zu dieser Zeit sind nahezu alle Chinesen die in der Stadt arbeiten zuhause auf dem Land bei Ihren Familien. Daher feiern auch wir nur ganz klein in der Wohnanlage. Heute arbeiten wir auch nur bis 20:00 Uhr. Aber wir durften nicht gehen, ohne vorher den von den Angestellten gebrachten Fisch zu essen. In China ist es Tradition im alten Jahr Fisch zu essen – das bringt Glück und Überfluss. Wie auch bei uns in Deutschland gibt es auch hier zum Jahreswechsel ein Feuerwerk.
-
Und da wären wir auch schon beim Stichwort… Feuerwerk.
-
In Deutschland feiert man das mit schön nach TÜV und allen möglichen Normen und Kontrollen hergestellten Feuerwerkskörpern. Die Feuerwerksköper, die wir hier haben, erfüllen bei weitem nicht diese Anforderungen. Dennoch – um Punkt 24:00 Uhr war es dann ein riesen Spaß, dieses Feuerwerk zu zünden. Die Raketen flogen nicht all zu hoch und sausten schon mal knapp an einem vorbei. Die Knaller waren richtige laute Knaller. Plötzlich fing es rund um mich an zu rascheln, als ob es regnen würde. Es regnete auch – allerdings nicht Wasser vom Himmel, sondern alles Mögliche was aus den Raketen und sonstigen Feuerwerkskörpern explodiert und verbrannt war.
-
Ein paar Videos gibt es hierzu auch.
-
Ja – es war ein Silvester der ganz anderen Art.
|
|
|
Donnerstag 03.02.2011 |
Shanghai |
|
-
Neujahr in Shanghai. Für mich völlig ungewohnt mitten im Jahr noch mal Neujahr zu haben. Daher ist es für mich auch nicht ungewöhnlich, dass wir heute wieder arbeiten. Allerdings diesmal nicht wie für mich üblich ohne Frühstück – diesmal komme ich nicht aus und muss als Frühstück, die Traditionelle „Neujahrs Suppe“ essen. Die „Jiaozi“ - kleine Teigtäschchen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung. Sie schmeckt zugegebener weise sehr gut – auch wenn ich normalerweise nicht frühstücke. Diese Suppe (besser gesagt, die Teigtäschchen oder die Nudeln) stehen für ein langes Leben.
-
Na wenn das mal alles so stimmt, dann müsste ich ab jetzt Glück, Überfluss und ein Langes leben haben – wir werden ja sehen…
|
|
|
Freitag 04.02.2011 |
Shanghai |
|
-
Ein ganz normaler Arbeitstag.
|
|
|
Samstag 05.02.2011 |
Shanghai |
|
-
Ein ganz normaler Arbeitstag.
|
|
|
Sonntag 06.02.2011 |
Shanghai |
|
-
Heute machten wir einen Sightseeing Trip zur „Kamping Road“. Hier in dieser Gegend gibt es noch sehr viele alte Häuser aus der Kolonialzeit. Die hauptsächlichen Baustiele sind hier britisch und französisch. Diese Gegend hier ist sehr teuer zum Wohnen. Die alten Gebäude werden heute hauptsächlich von hohen Regierungsbeamten oder großen Firmenbossen bewohnt. Als wir hier und da ein paar Bilder machten, von exotischen Umzäunungen oder Fassaden von Häusern, werden wir immer wieder von Einheimischen angesprochen, dass es hier verboten ist zu fotografieren, weil hier ein hoher Beamter wohnt.
-
Nun gut – wir lassen uns trotz der bösen und verständnislosen Blicke nicht davon abhalten, dass eine oder andere Objekt zu fotografieren. Nachdem es dann langsam aber doch zu dunkel zum Fotografieren geworden war machten wir uns auf, ein wenig weiter in die Innenstadt zu einem kleinen aber sehr feinen Restaurant namens „Margeaux“. Trotz des Namens verbarg sich dahinter kein französisches Nobelrestaurant, sondern ein etwas gehobenes chinesisches Restaurant. Die Speisen waren hier sehr gut. Leider konnten wir nicht allzu lange hier bleiben, denn am heutigen Tag war noch ein „Glücksfeuerwerk Tag“.
-
Mein Chef und seine Frau hatten sich für heute 21:58 Uhr ausgesucht. Also 9:58 Uhr denn auch Zahlen haben hier in China ihre eigene Bedeutung:
1 – Brauch ich, will ich haben
2 – keine Bedeutung
3 – keine richtige Bedeutung, aber sieht fast wie eine 8 aus
4 – der Tot
5 – das „ICH“
6 – das Glück
7 – das Essen
8 – Entwickeln, Wachsen, Glück
9 – Lang, (im Sinne von Voraussehen)
10 – Perfekt
-
Somit bedeutet für meinen Chef und seiner Frau 9:58 „Hoffnung für uns auf ein Langes Glück“
-
Gleiches gilt bei Telefon Nummern und Auto Nummernschilder. Die 8 ist hier sehr begehrt, da sie wie schon erwähnt, „für sich entwickeln“, „wachsen“ und „viel Glück“ steht. Als Beispiel hatte ich hier die Angebotsliste von Telefonnummern für die Firma gesehen. Eine Telefonnummer ohne 8 konnte man durchaus für ganz wenig Geld und manche sogar für umsonst bekommen. Je mehr Ziffern „8“ enthalten sind, umso teurer bis hin zu nahezu unbezahlbar können die Preise werden. Eine 8 kostet schon ca. 60,-€ - bei 2 erhöht sich der Preis sogar gleich auf 600,-€. Auto Nummernschilder kosten teilweise weitaus mehr als das Auto selbst, je nachdem wie viele 8 enthalten sind, und an welcher Position sie sind.
-
Manchmal sind Glaubenssachen in fremden Kulturen schon sehr seltsam und für Außenstehende nicht immer einfach nach zu vollziehen.
|
|
|